Sonntag, 8. Januar 2012

Kosten-Nutzen-Analyse

Und du so: „Ich liebe dich“ und ich bin so „Oh.“
Erst mal perplex, hätte ja keiner ahnen können. Der Gedanke was daraus werden könnte gefällt mir aber besser, als das, was derzeit ist. Deswegen erscheint es als das klügste in das Boot einzusteigen. Darauf lass‘ ich mich ein, du bist hübsch, du wirkst lieb und freundlich, ich habe Zeit, Lust und außerdem bin ich jung. Optimal.

Und dann verlieb‘ ich mich, wie das so ist. Ich „opfere“ Zeit, was mehr Spende als Opfergabe ist. Man tut es ja gerne und man hat auch was davon. Ich bin gerade nicht arm, kann dir also auch etwas bieten, nicht viel, aber immerhin!

Und dann kommt eine schöne Zeit, so mit Schmetterlingen im Bauch, die in die Triebwerke von den ebenfalls anwesenden Flugzeugen gezogen werden und in kleine rosarote Teilchen geschreddert werden. Wow, abgefahren, wie auf ‘nem Trip. Da fühlt sich alles viel besser an. Die schlechten Dinge wie „Is‘ doch nich‘ so wild!“ und die guten Dinge wie „Aua. Meine Grinsemuskeln im Gesicht bringen mich um!“

Bisher gehe ich da voll mit. Macht doch Sinn, so’n Trip. Und weil du so lieb bist, gebe ich mir natürlich mühe auch so zu sein, oder noch mehr, weil du’s verdient hast. Dann punktet man mit „Bleib ruhig sitzen, ich hol’s dir“ oder gut gewählten Geschenken zwischen durch. Mal die Lieblingsblume, mal was zum Vernaschen, irgendetwas Niedliches. Sie kennen das. Und plötzlich ändert sich da was.

Auf einmal wird es langweilig, es kriselt viel zu wenig, Perfektion funktioniert nicht, weil es ohne Unvollkommenheit keine Perfektion gibt. Und auf einmal wird dir langweilig. Kann doch nicht sein, dass sich jemand permanent Mühe gibt. Der Typ ist nett zu dir, egal was du tust. Der ist ja verliebter, als du je warst. Nein, so geht’s nicht, da muss man was machen! Und es kriselt auf einmal, weil es so wenig kriselt.

Oh weh, du bist unglücklich, dagegen muss etwas getan werden! Vielleicht war ich nicht nett genug zu dir? Zulange keine Präsente? Habe ich dich etwa doch einmal selbst aufstehen lassen, sodass du dir deine Himbeerbrause selbst hast beschaffen müssen? Ich muss also aufholen. Jetzt ganz lieb, ganz selbstlos, Blumen habe ich auch dabei.

Die Blumen nimmst du an, aufstehen darf ich auch für dich, freundlich sein sowieso. Ich darf dich auch streicheln, massieren, und vor allem in Ruhe lassen. Nur selbst erwarten darf ich nichts. Aber passt schon, bin ja selbstlos für dich.

Und jetzt bist du vollkommen daran gewöhnt, dass ich dich liebe. Und du nimmst, aber wenn ich frage, ob du auch bitte wieder etwas geben würdest, dann sagst du „Das ist doch dumm, wenn ich irgendwas für dich tu, wenn du es mir gerade gesagt hast. So etwas muss aus freien Stücken kommen!“ Und das akzeptiere ich natürlich. Und ich warte darauf, und das sehr lange.

irgendwann tut das Warten dann richtig schön weh. Und lebensmüde wie ich bin, riskiere ich eine weitere Ansprache. Ich diskutiere dir zu viel antwortest du darauf, und auf all meine Wünsche hast du sehr gute Gegenargumente parat. Aber ich soll bitte recht freundlich bleiben und das ganze mitmachen. Wenn ich nur etwas weniger verlange, dich etwas mehr in Ruhe lasse und etwas weniger präsent bin, dann wird das schon, so viel ist sicher.

Als ich dann eine Weile still war, dir deinen Freiraum gegeben habe und überhaupt nichts mehr verlangt habe, hast du beschlossen, dass es wohl das Beste für dich ist, auf mich zu verzichten. Macht Sinn. Wir können ja Feinde bleiben. Und wie sich herausstellt: Immerhin das klappt einwandfrei!

Kosten-Nutzen-Analyse - und ich frage mich: Lohnt sich das?

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