Dienstag, 12. Mai 2015

Nur eine Modeerscheinung

Wie grell die Sonne strahlte
Und wie bunt die Blüten sprossen
Und wie sanft der warme Wind wehte
Und wie schön die Muster der Schmetterlinge waren

Wie fruchtig das Softeis war
Und wie angenehm das Grillgut duftete
Und wie viel länger die Tage plötzlich waren
Und wie viele Cabrios plötzlich auf den Straßen fuhren

Ist mir nicht aufgefallen.
Aber der erste Minirock
Der war rot.



© Artwork by 'MayelV' (http://mayelv.deviantart.com/)

Samstag, 17. Januar 2015

A & O

Du bist immer noch da, du mit deinen zwei Gesichtern. Du gehst mit der Zeit, aber geht es um mich, bleibst du konservativ. Manchmal glaube ich, dass wir einfach nicht den Mut haben, uns gehen zu lassen.

Als wir uns kennenlernten dauerte es nicht lange und ich verliebte mich Hals über Kopf in dich. Wenn ich heute darüber nachdenke, ist es schon fast komisch. Komisch auf jene Weise, die einem diesen traurigen Blick auf den Boden werfen lässt, nicht lustig.

Heute bist du nicht mehr, was du damals warst. Du bist ungeduldig, kurzatmig und anspruchslos geworden.
Was ist eigentlich passiert? Sind wir einfach älter und reifer geworden? Haben wir uns auseinandergelebt? Bist du auf die falschen Menschen getroffen?
Vielleicht hast du ja auch einfach Angst bekommen, welche sich nur als Faulheit tarnt.

Ich hätte dir die Dinge, die du jetzt  nicht einmal bereust, damals nicht zugetraut. Aber heute  sagst du, dass das doch ganz normal sei.
„Erst treffen sich Blicke, dann Lippen, dann Genitalien, dann Fäuste, dann Anwälte“, das gehöre eben einfach dazu, sagst du.

Wenn ich damals an dich dachte, dann sah ich Morgenstunden, in denen man sich mit einem frechen Lächeln aus dem Bett schubst, Sonnenuntergänge an Stränden, auf Dächern oder wo man sie sonst noch genießen kann und Nächte, in denen man sich unter den Decken, aus denen man sich am nächsten Morgen wieder schubsen kann, gegenseitig anschmiegt und wärmt.

Heute nennst du das naiv, so liefe das nun einmal nicht, so etwas sei für Hollywood da, nicht für die Realität.

Früher hast du für mich getanzt, hast dich dabei mit einer solch katzenartigen Eleganz und Anmut bewegt, dass ich kaum wagte zu atmen. Heute sehen wir uns nur noch gelegentlich, werfen uns kurze melancholische Blicke zu und tun so, als hätten wir gerade keine Zeit für Smalltalk.
Du bist mit anderen beschäftigt, für die du nur ein Wisch zur rechten Displayseite bist.

Ich vermisse dich.
Dich, in deiner früheren Reinheit. Dich, aus meinen Träumen. Dich, unschuldig wie du es einmal warst.

Und als ich dich sehe, wie du wieder auf der anderen Straßenseite meinen Blick meidest, da renne ich dir entgegen und packe dich.
Aber du fällst hin.
Und wo du hinfällst, da bliebst du für mich schon immer liegen.

Und der Unterschied, ob dieser Sturz uns nun das Genick bricht oder nicht ist so klein, wie er das A und O ist.

Eben ein Ade
oder eine Ode an dich.

Die Liebe.




© Artwork by 'davespertine' (http://davespertine.deviantart.com/)