Freitag, 21. Dezember 2012

Für oder Immer bzw. das letzte Wort


Was haben wir gelacht, was haben wir gescherzt, Weltuntergang, was für ein Quatsch. Und so schauen wir aus dem Fenster und sehen in den roten Himmel, während im Haus gegenüber ein weiterer Brocken einschlägt und abgesehen von dem Gebäude auch ein paar Insassen zerfetzt.
„Das hast du ja mal wieder großartig hinbekommen, man…“
„Man tut was man kann, ich find's lustig“ sagst du grinsend, während noch ein Himmelskörper auf die Erde rauscht. „Guck ma, 'n Meteor, ich nenne ihn Alphakomet!“
„warum?“ frage ich, deutlich verwirrt.
„Weil er so schön zerscheppert ist!“ – Verstehe ich nicht, ich finde die Situation aber ohnehin zu brisant um mir über so was Gedanken zu machen.
„Ich hab so langsam das Gefühl, dass wir hier nicht mehr lebend rauskommen…“
„Wie kommst du nur darauf?“ sagst du, immer noch doof grinsend…


Flashback - 3 Stunden vor dem größten Feuerwerk der Menschheitsgeschichte

„Zufrieden mit dem Einkauf? Haben Sie alles bekommen?“ fragt mich die Verkäuferin des Supermarktes, auf deren Namensschildchen ‚Sandy‘ zu lesen steht.
„Also eigentlich habe ich gar nichts bekommen, schließlich muss ich den ganzen Kram ja selbst bezahlen, unter "Bekommen" verstehe ich das Erhalten einer Sache oder eines Rechtes, ohne dafür Finanzen aufwenden zu müssen. Daher: Nein, ich habe nicht alles bekommen, ich habe gar nichts bekommen. Und ob ich zufrieden bin? Ich gehe an einem Freitagnachmittag einkaufen und Sie fragen mich ob ich zufrieden bin? Gute Frau, mit Verlaub, die Menschen rennen hier durch, rücksichtslos und ungestüm als gebe es kein Morgen mehr, ja als wäre heute Weltuntergang, Weltuntergang, verstehen Sie? Kleiner Scherz am Rande aber zufrieden bin ich trotzdem nicht, mir versaut nur nichts so schnell die Laune.“
Sie gibt mir den Kassenzettel und wendet sich dem nächsten Kunden zu. Ganz schön unhöflich…
Auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums stelle ich fest, dass mich ein Wagen, offensichtlich das Fahrzeug einer Frau, denn darin befinden sich unzählige rosafarbene Accessoires, derartig dreist  zugeparkt hat, dass ich größtmögliche Fahrgeschickskills anwenden muss, um aus dieser Sache schadenfrei herauszukommen. Leider habe ich solche Fähigkeiten nicht, deswegen hat der Damenwagen mit dem Nummernschild L-IM 006 jetzt mehrere Beulen und einen chicen (Anm. 655321: Dieses Wort sieht furchtbar aus, aber ich weigere mich die sch-Version zu nutzen. Schon aus Prinzip!) langen Kratzer auf der Seite.
In meiner WG angekommen reißen Christian, Erik und mein Lieblingsmitbewohner, dessen Namen ich aus Gewohnheit längst vergessen habe und deswegen nur noch mit Rabe anspreche, weil er gerne vom Balkon aus Hülsenfrüchte auf die Straße wirft, nur um zu sehen wie die Autoreifen sie knacken, schon wie kleine Vögelchen im Nest die Schnäbel auf.
„Ja, Mama hat Essen mitgebracht!“ sage ich mit dem Unterton eines Mannes, der das Gefühl hat, dass er seit Monaten den Einkauf und die gesamten Kosten dafür übernimmt, was aber tut man nicht alles für seine Lieben…
„Wieder keine Tiefkühlpizza?“ fragt Rabe dreist, auch Erik schaut sichtlich enttäuscht, Christian hingegen stürzt sich kommentarlos auf die Cornflakespackung.
Ich liebe meine Mitbewohner…
Chris ruft an und verabredet sich zu einer der vielen Weltuntergangspartys heute Abend mit mir, meine Abendgestaltung ist gerettet.
„Du…“ sagt Rabe und tippt mir auf den Rücken.
„Ja, bitte?“
„Wetten, wenn ich von jetzt an die nächsten drei Stunden unüberhörbar Gotteslästerung betreibe, wird dein Weltuntergangspartybesuch ein ganz besonderes Erlebnis?“
„Spinnst du? Aber gut, mach halt, ich freu mich schon drauf dir in 3 Stunden eine SMS schrieben zu dürfen, Wortlaut: ‚180 Minuten Moral, Niveau und Würde auf ein Mindestmaß reduziert, Gratulation!‘“
„Du wirst schon sehen“ sagt er und lacht doof.
„…Ich geh noch eben zu Patrick, der verteilt heute alkoholfreie Cocktails an alle Hobbyautoren mit außergewöhnlichem Talent und astreiner Optik, gepaart mit einer gehörigen Portion Charisma…“
„Und Narzissmus!“
„Ach fick dich…“
Ich klingle an Patricks Tür und bemerke den neuen Wagen vor seiner Tür, elegant geparkt vor seinem VW Käfer, den er sich aus Gründen des Kultes erst vor wenigen Monaten angeeignet hat, tja, der Junge hat’s geschafft. Es hat Vorteile stinkreiche Freunde zu haben, aber dieses Thema möchte ich an dieser Stelle gar nicht weiter ausschmücken, denn sonst müsste ich die Schulden erwähnen, die ich bei ihm habe…
Er öffnet mir im seidenem Bademantel. Ich erkenne unschwer dass sich unter dem Bademantel lediglich ein Adamskostüm befindet. Auf seiner Nase sitzt kess eine Sonnenbrille und links und rechts neben ihm stehen seine aktuellen Verehrerinnen Susi und Friederike. Beide gleichen ihre wenig sagenden Namen durch ihre vielsagende Optik wieder aus.
„Tritt ein, Bursche, und fühle dich wie Zuhause, nur eben luxuriöser und gepflegter!“
„Ich hasse dich…“ sage ich und betrete sein Haus, seinen Flur und anschließend sein Wohnzimmer.
„Möchtest du etwas trinken?“ fragt Patrick mich.
„Du hast gesagt du bietest mir alkoholfreie und dennoch gar köstliche Cocktails an, welche in mir karibische Träume erwecken, was meinst du wohl, wie ich deine Frage nun zu beantworten gedenke?“
„Ah, ich verstehe, nun gut, genug der verschwendeten Zeit!“
(Das Gesprächsniveau und das Vokabular nehmen stets ungeahnte Ausmaße an, wenn Patrick und ich aufeinandertreffen…)
Er klatscht zweimal in die Hände und ruft „Enrico!“
„Enrico!?“
„Mein neuer Buttler, du weißt doch, wer hat, der kann!“
„Große Worte für jemanden, der vor nicht allzu langer Zeit noch in regelmäßigen Abständen das Arbeitsamt sowohl besucht als auch verarscht hat.“
„Ach, Schnee von Vorvorgestern, seit dem Vertrag mit [Dass hier keine stinkreichmachende Firma erwähnt wird schiebe ich auf die GEMA, die Sau] spielt Geld doch keine Rolle mehr! Was meinst du wie die Tante vom Amt geguckt hat, als ich ihr den lilafarbenen Schein vor die Nase gelegt habe, umschnürt mit einer Packung Milka-Herzchen und sagte ‚danke, dass sie mich solange und so freundlich durchgebracht haben, ohne dass ich auch nur einmal arbeiten musste!‘“
„Tja, in dir schlummerte eben ein Ausnahmetalent, das raus wollte und musste“
„Und in dir schlummert es immer noch“
„Ja, aber ich behalte es solange da drin, bis ich von einem deutschen Autor höre, der in wenigen Wochen zum Millionär wurde“
„Wie ich?“
„Wie du.“
„Wo bleibt denn dieser faule Nichtsnutz? ENRICO!“
Und auf sein Wort erscheint ein gepflegter junger Mann… In einer offensichtlich für Damen gewebten Schürze.
„Du lässt zu dass er solch einen Geschmacksfauxpas trägt?“
„Ich lasse zu? Ich zwinge!“
„Das ist barbarisch…“
„Wer hat der kann!“
Auf dem Weg zurück nach Hause treffe ich Kat, in den Händen prall gefüllte Tüten mit Weihnachtseinkäufen. Gentlemenlike ziehe ich meinen Hut vor ihr zurecht, grüße sie, nehme ihr die Taschen ab und geleite die reizende junge Dame nach Hause. An ihrer Wohnungstür bedankt sie sich lächelnd, gibt mir ein Küsschen auf die Wange und versüßt meinen Tag damit. „Magst du noch auf ‚nen Kaffee mit reinkommen?“ fragt sie kess lächelnd, aber leider muss ich ablehnen, denn die Weltuntergangsparty rückt leider immer näher und ich muss so langsam nach Hause um mich fertigzumachen. „Ein Andermal, aber dann gerne, übrigens ist mir Tee dann doch lieber, bis bald dann!“ Sie winkt und lächelt mir hinterher. Ein nettes Mädchen!
Immer noch auf dem Weg nach Hause hupt neben mir auf der Straße ein Wagen und holt mich aus meinen Tagträumen. Aus dem inneren des Wagens winken Anni und Romy. Leon sitzt auch im Wagen, spielt aber an seinem iPhone rum und registriert deswegen nichts vom Rest der Welt um sich herum. „Sollen wir dich ein Stück mitnehmen?“ ruft Anni, und natürlich lehne ich dieses freundliche Angebot nicht ab und lasse mich gen Heimat chauffieren.
Zuhause angekommen bedanke ich mich höflichst bei den beiden, umarme alle 3 Wageninsassen einmal ganz lieb und wünsche alle schöne Feiertage. Als ich von draußen nochmal in den Wagen erkenne ich auf Leons Gesicht Verwunderung. Ich glaube er weiß nicht, dass ich eingestiegen bin, soeben noch neben ihm saß und wohl auch nicht, wer ihn eben umarmt hat. Was er aber weiß ist, dass sein iPhone immer noch in seinen Händen ist. Dieser Fakt lässt ihn wieder lächeln und erneut ins Smartphonedelirium versinken. Netter Junge.
Als ich die Haustür unserer Mietskaserne aufschließen will stürmt mir das Nachbarskind, der kleine Jannis entgegen und rennt mich fast um. „Tschuldigung! Aber ich jage den Bieber!“. Ich habe keine Ahnung wovon der Junge da spricht, aber er rennt seinem Goldhamster hinterher.
Die Wohnungstür fällt hinter mir ins Schloss und als ich das Wohn- bzw. Gemeinschaftszimmer betrete steht da immer noch Rabe, den Kopf Richtung Himmel gerichtet und am laufenden Band gegen den Allmächtigen witternd und fluchend.
„Echt jetzt? Du ziehst das seit… Lass mich nachsehen… zweieinhalb Stunden durch?“
„…MachdochdrecksmistgotttraustdichjaehnichtichhabekeineAngstduLappenduhastdochehnichtdieEierputtputtputtfeigesHühnchen…“
„Junge, Junge, Junge… kannst du das nicht in deinem Zimmer tun?“
„…Arschdrecksmistdeppidiotvollspastikotzbrang….“
„Kotzbrang? Seit wann nutzt du Worte vom Großmeister der deutschen Autoren?“
Selbst jetzt nimmt er sich keine Pause, er bleibt konsequent, und das obwohl er, im Gegensatz zu mir, nicht die Meinung vertritt, dass Dirk B. der unangefochtene Meister der deutschen Lyrik ist, und eher ständig über ihn wettert. (Er hat genau ein Buch von ihm gelesen…)
„Mach doch was du willst, ich geh duschen und mich hübsch machen…“
„…Homofürstnichtskönnerbillignuttealdikunde…“
Wenige Minuten nachdem ich meine rituelle Waschung, also den Duschvorgang, begonnen habe kracht es nebenan ganz hässlich und die ganze Wohnung wackelt und scheppert. Ich binde mir ein Handtuch um und gehe ins Wohnzimmer um mich zu erkundigen, wer der Urheber dieses Krachs ist, und da steht Rabe, blöd grinsend, schaut in den Himmel und sagt „Ich hab's dir doch gesagt, deine Party fällt aus...“

Was haben wir gelacht, was haben wir gescherzt, Weltuntergang, was für ein Quatsch. Und so schauen wir aus dem Fenster und sehen in den roten Himmel, während im Haus gegenüber ein weiterer Brocken einschlägt und abgesehen von dem Gebäude auch ein paar Insassen zerfetzt.
„Das hast du ja mal wieder großartig hinbekommen, man…“
„Man tut was man kann, ich find's lustig“ sagst du grinsend, während noch ein Himmelskörper auf die Erde rauscht. „Guck ma, 'n Meteor, ich nenne ihn Alphakomet!“
„warum?“ frage ich, deutlich verwirrt.
„Weil er so schön zerscheppert ist!“ – Verstehe ich nicht, ich finde die Situation aber ohnehin zu brisant um mir über so was Gedanken zu machen.
„Ich hab so langsam das Gefühl, dass wir hier nicht mehr lebend rauskommen…“
„Wie kommst du nur darauf?“ sagst du, immer noch doof grinsend…
[…]

Und zu guter Letzt noch eine Erklärung:
Ein Tag wie jeder andere
Ein Tag an dem alles passieren kann
Der erste Tag vom Rest deines Lebens
Der letzte Tag vor Morgen
Und auch wenn nichts passiert
will ich nicht versäumt haben
DIR endlich einmal meine Meinung zu sagen:

Danke.





© Artwork by 'Liebeistverboten' (http://liebeistverboten.deviantart.com/)

Donnerstag, 1. November 2012

What a wonderful world


„I see trees of green, 
red roses too 
I see them bloom 
for me and you. 
[…] 
I see skies of blue 
and clouds of white. 
bright blessed days, 
dark sacred nights. 

And I think to myself 
what a wonderful world.“

- Louis Armstrong – What a wonderful world 


„Natur“ hat einen Account auf Facebook. Derzeit gefällt das ungefähr 24500 Personen.
RTL hat ebenfalls einen Account auf Facebook. 514000 virtuelle blaue Daumen erstrecken sich dafür in die Höhe.

Petra S., Name und Person frei erfunden, beteiligt sich an einer Castingshow. Petra S. ist potthässlich, daher auch mit ihren 29 Jahren nahezu ungevögelt, bis auf wenige Ausnahmen, die Petra zuließ, damit sie sich beachtet vorkommt. Männer ohne Anspruch finden sich überall. Hätten sie Anspruch besessen, dann wäre ihnen vielleicht auch Petras eigentlich guter Charakter aufgefallen, leider aber auch ihr Gesicht. Petra hat sich „wahre Schönheit kommt von innen“ in die Wade geritzt.

Petra S. erhält die Kandidatennummer 187. Kurz vor ihrem Auftritt vor den Juroren springt ein hyperaktives Kind mit bunten Klamotten und schräg sitzendem Cappy aus der Tür des Raumes, den Petra S. gleich aufsuchen wird. In seiner Hand befindet sich ein Zettel. Recall steht drauf, das erkennt Petra S. auch von ihrer Position in der entfernten Ecke des weitläufigen Raumes aus. Petra S. ist aufgeregt.

Eine Anzeige mit rot leuchtender Schrift zeigt die Nummer 187. Petra S. begibt sich zur Tür und betritt den Raum der Jury.
„Petra S., soso“ sagt der Top-Juror und schaut Petra S. mit irritiertem Blick an. Er weiß nicht so recht, ob er sie anstarren sollte, oder gar ob er das lange durchhalten würde. Petra S. steht verschüchtert auf ihrer Position und schaut unsicher auf den Schreibtisch vor der Jury. Das weibliche Jury-Mitglied schaut ebenfalls auf den Schreibtisch, ihr Blick verbildlicht eine Mischung aus Mitleid und Ekel. Der korpulente und letzte Teil der Jury ist freundlich zu Petra S. er bittet sie, ihm etwas von sich zu erzählen, aber das will Petra S. nicht. Petra S. möchte sich beweisen. Sie will zeigen, was in ihr steckt. Die Leute sollen sehen, dass Aussehen nicht alles ist, dass sie singen kann, dass in ihr ein wunderschönes Wesen steckt, welches sich durch ihre Stimme ausdrücken will. Der schwergewichtige Juror ist etwas eingeschnappt, dass ihm Petra S. keine herzerweichenden Fakten bezüglich ihrer Hässlichkeit geben kann. Die Quote interessiert ihn, es ja irgendwo auch um seinen Arbeitsplatz, denkt er. „Okay, fang an“ sagt der Top-Juror zu Petra S.

Die Jury erwartet Christina Aguileras „Beautiful“ vergeblich. Petra S. bedient sich eines Klassikers von Nick Cave und Kylie Minogue. „Where the wild roses grow“ soll es sein. Die Dame in der Jury kennt Nick Cave nicht, der Top-Juror fühlt sich beleidigt, weil Petra S. ein Lied singt, in dem die singende Dame als schön beschrieben wird und das korpulente Mitglied der Jury hört seit der Verweigerung von Petras S.s Lebensgeschichte nicht mehr hin.

Petra S. beginnt zu singen. Das Lied, welches sie singt, hat in ihrer Version die Qualität ihrer Optik. Will man sich die Szenerie bildlich vorstellen, so legt man einfach eine VHS-Kassette in einen Videorekorder und schließt diesen per Scartanschluss an einen 50-Zoll-HD-Fernseher an.

Auch wenn die Jury gerne hören würde, wie der schöne Jüngling Petra S. mit einem Stein erschlägt, müssen sie ihren Auftritt abbrechen. Natürlich nicht ohne die obligatorischen Phrasen abzulassen. Petra S. bekommt außerdem vom Top-Juroren das Verbot, jemals wieder dieses Lied und vor allem überhaupt zu singen. Petra S. schweigt. Sie hört sich die Jury-Kommentare in Ruhe an und verlässt anschließend den Raum. Hinter der Tür stehen keine Freunde, die erfahren wollen, ob Petra S. eine Runde weiter ist. Sie verlässt das Gebäude, steckt sich ihre Kopfhörer in die Ohren und begibt sich zurück zum Bahnhof, um auf den Zug zu warten, der sie von dort fortbringt.

Lange muss sie nicht warten, schon aus der Ferne sieht sie, wie die Sonne auf dem weißen Metall reflektiert. Der Zug kommt ihr ein bisschen himmlisch vor, fast so, wie ein kleines Zeichen Gottes, ein Hinweis. Petra S. weiß, was zu tun ist. An der Bahnsteigkante wartet sie, ihre Fußzehen, selbstverständlich in ihren Schuhen versteckt, ragen sogar darüber hinweg. Sie hört, wie der Zug sich nähert, ein warnendes Signalhorn ist zu hören. Sie macht ihren MP3-Player lauter und lässt die Geräusche vermischen. Sie schließt die Augen, geht einen Schritt.

Der Zug kommt zum Stehen. Das Haar von Petra S. weht noch durch den Fahrtwind des Zuges , ihr Gesicht hat sie der Böe zugewendet und man könnte fast meinen, dass da am Bahnsteig eine hübsche Frau steht. Die Passagiere betreten den Zug, auch Petra S. Sie freut sich auf ihr Zuhause.



© Artwork by 'Pyromaniax' (http://pyromaniax.deviantart.com/)

Dienstag, 25. September 2012

Kopfzerbrecher

Für M.

Die Verdrängung der Internetpornografie durch Bilder von süßen kleinen Katzen
Kleine aus Holz geschnitzte Rätselspiele in Weihnachtsmarktgeschäften
Die verschwundenen Socken nach dem Waschvorgang
Mädchen mit Duckfacegesichtern auf Facebook
Rationalität mathematischer Konstanten
Die Theorie der Quantengravitation
Ein Sudoku mit Druckfehler
Das Huhn oder das Ei?
Metaphergespräche
Mike Tyson
Oder
Du



© Artwork by 'Sortvind' (http://sortvind.deviantart.com/)

Mittwoch, 27. Juni 2012

Das soziale Hetzwerk

Kevin ist jetzt mit Sandra zusammen, sagt mir das kleine rote Herzicon. Das freut mich natürlich. Ebenso groß wie die Freude ist aber meine Verwunderung. Sandra war doch eben noch in einer „Es ist Schwierig“-Beziehung mit Sören und Kevin postete vor 2 Wochen noch glücklich anmutende Urlaubsfotos mit Jennifer aus Mallorca, dicht gefolgt vom Beziehungsherz. Ich glaube ich werde alt.

Nina ist auch da. Sie ist allerdings nicht so glücklich wie Sandra und Kevin. Nina beklagt etwas. Sie sagt: „Man, alles scheiße, ich habe keinen Bock mehr!“ und selbstverständlich erntet sie das Mitgefühl all ihrer „ABFs“ und „Sistas“. Ein verwundertes und besorgtes Mädchen fragt interessiert nach. „Was ist denn los?“. Nina antwortet mit „Ach, ist doch egal!“. Das Mädchen mit dem Interesse hat mein aufrichtiges Mitgefühl.

Einen Tag später geht’s es Nina augenscheinlich besser. Stolz zeigt sie ihr neues Zungenpiercing. Natürlich reicht nicht der Frontalanblick. Weiterhin gesellen sich Bilder der Profilansicht, von unten, von oben, mit Strähne vor den Augen, mit fast ausschließlich das Bild in Anspruch nehmenden Badezimmerfliesen und weiterhin ein Bild, auf dem Nina überhaupt nicht zu sehen ist dazu.
Ihre Mutter meldet sich zu Wort und sagt „Das sieht ganz, ganz toll aus!“ und drückt zur Unterstützung ihrer Aussage den Like-Button. Der Abfall fällt anscheinend nicht weit vom Stamm.

Marcus erscheint auf der Bildfläche. Bekannt als Caps-Lock-Kasper wird er, nomen est omen, seinem Namen treu und verkündet „FUßBAAAAAALL!“. Kurz darauf befindet sich Marcus nicht mehr in meiner Freundesliste.

Philosophisch bereichert wird die Szenerie, als meine Ex-Freundin Anne sich mit einem Zitat von Bertrand Russell zu Wort meldet. „Viele Menschen würden eher sterben als denken. Und in der Tat: Sie tun es.“
Eine knappe Stunde später verlinkt Anne ein paar Freundinnen in ihrer neuen Meldung und verkündet stolz: „Ich muss gar nichts außer schlafen, trinken, atmen und ficken“. Ich bin nicht mehr traurig, dass sich Anne von mir getrennt hat.

Etwas aufgeregt, ob ich denn dem hohen Maß an Professionalität gerecht werde, wenn ich auch etwas von mir gebe, unterrichte ich meine Mitmenschen über meine bestandene Abschlussprüfung.
Sören kommentiert: „Ha! Haste wieder beschissen, was? Wie hast DU das denn geschafft? Nee, nur Spaß, haha!“
Sören folgt Marcus in der Historie des Gelöschtwerdens.

Oh, ein Videoclip seitens Kevin. Kevin beherrscht die englische Sprache auch nach seiner Schullaufbahn nicht ansatzweise. Egal was er auf Youtube sucht -Kevin spricht es, wie die meisten unsympathischen Menschen, Jutuhb aus- er gibt dazu german dubbed ein. Dass er dadurch oftmals auf Originalvideos stößt, die von Fans mit einer deutschen Tonspur unterlegt wurden, weiß er von Jennifer. Heute ist das allerdings nicht notwendig. Das von Kevin gepostete Video zeigt einen niesenden Panda und seine sich erschreckende Pandamutter. Dazu hat Kevin dezent seine Belustigung beschrieben: „HAHA VOLL DUMM WIE DER MAMAPANDA DA ZUCKT LOL!“
Das Video trägt als Datum des Hochladens das Jahr 2006.

Ich beschließe, morgen meine gesamte Freundesliste auf Vordermann zu bringen.



© Artwork by 'Naudi' (http://naudi.deviantart.com/)

Samstag, 26. Mai 2012

Ein kleines bisschen Hass

Gibt es eigentlich Selbstmordcommunities? Und wenn ja: Ab wann genau ist man Teil davon?

Mein Leben nervt mich. Seit geraumer Zeit, wenn nicht sogar schon immer, fühle ich mich meinem Umfeld nicht zugehörig. Menschen stören mich, und im Gegensatz zum Gerücht, der Mensch sei ein Herdentier, fühle ich mich zwischen Menschenanhäufungen unwohl und beengt.

Damals, ich war Schüler der neunten Klasse, fragte die für den Ethikunterricht zuständige Pädagogin ihre Klasse, in der auch ich mich, selbstverständlich unwohl fühlend, befand, was nach unserer jugendlich frischen Meinung, wohl der Sinn des Lebens sei.

Die lächerlichsten Meinungen waren zu hören. So äußerte ein Mädchen, der Lebenssinn sei selbstverständlich das Gründen einer Familie und das Verwirklichen seiner Träume. Mir wurde übel.

Ein klügerer Kamerad sah die Sache immerhin realistisch und antwortete damit, dass aus rein logischer Sicht der Sinn des Lebens darin bestehe, seine Art zu erhalten, sich also fortzupflanzen. Dass sich noch während dieser Antwort das Kichern der Klasse bemerkbar machte, war eine Bestätigung für meine allgemeine Distanzhaltung.
Leider zeigte ich mich davon wohl etwas zu merklich genervt, was dazu führte, dass die Hobbypädagogin nun mich nach meiner Meinung fragte. Ich antwortete mit der Bitte, die Toilette aufsuchen zu dürfen.

Vor wenigen Tagen machte ich den Fehler, mich doch mal wieder aus meinem geschätzten Desolat zu entfernen, wenn auch nachts, und einfach meine Menschfeindlichkeit in einer stickigen Kellerkneipe –es gibt keinen deprimierenderen Ort, den man alleine aufsuchen könnte, mal abgesehen vom Kino, aber wer braucht schon Kino, wenn es Menschen gibt, die diese Filme in miesester zu meinem Wohnbereich passenden Qualität schon vor der Kinouraufführung ins Netz stellen?- bei einem kühlen Getränk zu genießen. Dummerweise bringt das unweigerlich die Gewissheit mit sich, unter Menschen zu sein. Ein Teufelskreis.

Ich habe es schon immer gehasst, wenn Menschen es als selbstverständlich ansehen, dass andere wissen, was sie meinen, wenn sie mit einem völlig interpretierbaren Begriff um sich werfen. So wundert sich der junge Mann neben mir lautstark darüber, dass seine freundliche Bitte nach einem Herrengedeck –„Mach ma‘ ‘n Herrengedeck, aber flott, bist ja nicht zum Spaß hier!“- mit einem Cocktail aus Bier und Sekt beantwortet wird. Ich erschrecke mich darüber, kurz gelächelt zu haben, das kam schon länger nicht mehr vor, weswegen ich schnell mit diesem Mist aufhöre und meine bewährte Skepsismiene aufsetze.

Hinter dem Tresen stand ein dicker Mann mit Kippe im Maul, ich hasse dicke Menschen, vor allem dicke Männer, und wenn diese dann auch noch mit dem i-Tüpfelchen Zigarette auftrumpfen, manifestiert sich mein Feindbild zu einer Säule der Verachtung. Vor dem Mastschwein lag die, nachdem die Seite-1-Hobbyhure ausgiebig inspiziert wurde, aufgefaltete Ausgabe einer BILD-Zeitung. Ich fragte mich, ob der Typ das absichtlich macht.
Wer stellt überhaupt fette, BILD-lesende Menschen ein? Wäre ich irgendwo Chef, meine erste Frage im Bewerbungsgespräch wäre: „Lesen Sie die BILD?“, die zweite in diesem Fall: „Warum sind sie so widerwertig fett?“, aber für eine Chefposition eigne ich mich ohnehin nicht, ich müsste einfach viel zu oft die gelangweilten und heruntergekommenen Gesichter meiner Angestellten sehen und mir Mühe geben, Arschloch genug zu sein, damit ich auch Chef bleibe. Das ist schließlich das Hauptkriterium für diesen Posten und Ausnahmen bestätigen die Regeln.
Meine Stimmung war schon wieder im Eimer, aber so richtig. Egal wo ich hingehe, ich ecke an, finde Dinge, die abstoßende Wirkungen auf mich haben, treffe auf Meinungen die entweder genauso gut von geistig behinderten Kleinkindern stammen könnten oder totales sich-aufgegeben-haben ausstrahlen.

Diese Welt macht es Menschen mit Gefühlen nicht leicht. Ich könnte es ja auch mal wieder mit Liebe versuchen, aber es ist nicht einfach, Menschen zu lieben, die sich von der medialen Beretta direkt ins Hirn schießen ließen und längere Beziehungen für Zeitverschwendung halten. Lieber mehr Sexualpartner haben, als ein Magazin der besagten Handfeuerwaffe Kugeln fasst, anstatt einmal den einen direkten Schuss ins Herz zu landen der etwas mehr Zeit braucht, aber dafür viel gezielter ist. Du liebst eine Hure genau so lange, wie du dein Gehirn unterdrücken kannst. Pretty Woman soll Frauen zeigen, dass sie sich verschwenden können und trotzdem irgendwann den Mr. Right zu finden, oder eben Mr. Big, aber bei diesem Beispiel sind es gleich 4 Huren. Später stopfen sich die armen Opfer, die darauf reingefallen sind, mit Schokolade voll, weil sie merken, dass sie ihr Sammelalbum an Geschlechtskrankheiten zwar komplettiert haben, aber keiner Interesse daran hat.

Man könnte mir Misanthropie vorwerfen, ich nenne es Erfahrungswerte.



Montag, 7. Mai 2012

Höllentrip - Kapitel 1 - Es ist noch nicht vorbei

„Um mich herum brannte die Luft, sengende Hitze,
Schwefelgeruch, brennende Blitze,
lodernde Flammen, ein ständiges Donnern und Dröhnen,
unendliches Jammern und stöhnen aus zahllosen Kehlen,
grässliche Schreie verlorener Seelen
die sich ewig lang in Unendlichkeit quälen,
ein Wimmern und Flehen erschütternde Szenen
und ich stand mit zitternden Knien mittendrin,
bis er erschien, Satan war da,
ab da war mir klar was geschah und ich sah
wo ich war als er lachte und sprach:
‚herzlich willkommen am Arsch.
Das hier wird ab jetzt für immer dein neues Zuhause sein,
doch wie jedem der hier landete, räum' ich auch dir eine letzte Chance ein,
lächerlich klein, denn bisher konnte es noch niemand schaffen,
mich in irgendwas zu schlagen, also wähle deine Waffen‘“

Die Fantastischen Vier – Michi Beck in hell



Und genau so war es, ich war tot. Zu meinem Bedauern, zog es der Heiland vor, mich doch lieber nicht auf seiner Gästeliste zu notieren, dieser Spießer. Wovor hatte er Angst? Etwa davor, dass ich seine Party mit seinen kleinen langweiligen Freunden sprenge? Soll er doch mit seinen öden Kumpels feiern, sicherlich eine denkwürdige Fete, so mit Gästen wie dem astreinen Entertainer Gandhi und dem Dauertagträumer Martin Luther King.

Während ich also meine Gedanken darauf zu lenken versuchte, nicht sauer zu sein, im Kreise der Cherubim vorerst nicht aufgenommen worden zu sein, vergaß ich völlig, wo ich mich eigentlich befand. Es war zwar nicht so heiß, wie es abergläubige Christen gern behaupten, doch angenehm war es trotzdem nicht. Überall war es finster, der Boden unter meinen Füßen war aus unebenem, sicher über die Jahrtausende plattgetretenem Felsgestein und überall hörte man das Wehklagen von gescheiterten Existenzen. Wie sollte ich hier nur in Ruhe schlafen können? Und ist man nach seinem Ableben überhaupt noch müde? Fragen über Fragen, doch zu einer Antwort sollte es vorerst nicht kommen, denn vor mir erschien, wie aus dem Nichts, und das beschrieb die Umgebung um mich herum sehr treffend, eine Pforte, die sich auch nicht lange bitten lies, sich zu öffnen. Und da stand er vor mir, ich schluckte deutlich vernehmbar.

Der Leibhaftige blickte mich überlegen an, genoss meine Unsicherheit und setzte sich ein widerliches Grinsen auf. Ich beschloss, mir diese Farce zu ersparen und machte ihn über die Lächerlichkeit seines Blickes und meinen Standpunkt klar, bevor er das Wort ergreifen konnte.
„Nee du, jetzt mal im Ernst, auf diesem Niveau fange ich gar nicht erst zu debattieren an. Ich meine was denkst du dir dabei? Von einem LKW überrollen lassen? Etwas Besseres fiel dir nicht ein? Oder ist es, weil ich Truckerfahrer so hasse? Ach komm, das ist wirklich lächerlich. Ich... Sag mal hörst du mir überhaupt zu?“
Gelassen, wie Gott ihn schuf -und das tat er, lies die Bibel!- schnipste Satan mit seinen Fingern und es erschien, ich glaubte meinen Augen kaum, ein kuscheliger Sessel hinter ihm und er setzte sich, stützte seinen Kopf auf seine Faust und lauschte gewissenhaft.

Ich kam mir idiotisch vor, und es erschien mir plötzlich sehr unklug, so voreilig und taktisch wertlos vorzupreschen. Es wäre wohl das Klügste, dem Beelzebuben sprechen zu lassen, was er, nachdem er merkte, dass ich vorerst resignieren würde, auch im ruhigsten aller Töne, der Typ war eine echt coole Sau, tat.

„Und du glaubst, du bist der Erste, dem es nicht passt, dass er nicht im Schlaf oder auf dem Himalaya gestorben ist, ja? Jungchen, jeder der hier herkommt, motzt erst einmal herum. Ich wäre auch nicht begeistert, wenn ich so sterben würde, klar, ich versteh euch Leute ja, aber wir sind hier leider nicht bei Wünsch-Dir-was. Übrigens liegt die Art deines Ablebens nicht in meiner Hand. Als ob ich nicht schon genug zu tun hätte, als mich hier um jeden verschiedenen Diktator zu kümmern.“

Für einen Moment tat mir der deutlich sichtbar gelangweilte Luzifer etwas leid, vielleicht war ich wirklich zu hart zu ihm? Ich versuchte ein paar aufmunternde Worte:
„Ich gebe zu, aus dieser Sicht habe ich das noch gar nicht betrachtet. Okay, tut mir leid, du kannst ja nichts für meine Unachtsamkeit. Sag mal, kann ich vielleicht auch eine Sitzgelegenheit bekommen, das Stehen ist hier auf Dauer nicht gerade ein Optimalzustand.“
Und ob ihr es glaubt oder nicht, Mephisto schnipste abermals, und da war er: Mein Lieblingsstuhl.
So übel war der Höllenfürst gar nicht, er wusste, wie man Menschen eine Freude macht.
„Hey, danke! Also, komm schon Pferdefuß, ich darf doch Pferdefuß sagen, oder? Naja, jedenfalls, ich verstehe dich, du musst hier unten, sind wir eigentlich ‚unten‘?, eine Menge Stress und jede Menge unangenehme Zeitgenossen haben. Sorry, dass ich dich so vollgepöbelt habe. Also, da ich glaube, dass ich eine ganze Weile hier sein werde, also was ich sagen will, wenn du jemandem zum Reden brauchst, dann nur zu.“

Mein Gesprächspartner zeigte sich beeindruckt, mit solcher Freundlichkeit wurde er wohl lang nicht mehr konfrontiert. Er verlor ein Tränchen und sprach, mit einem Seuftzer beginnend, zu mir:
„Das mit dem blöden Grinsen, man, das tut mir leid, aber die meisten, die hier ankommen, haben nun mal absolut keinen Respekt, und wenn man da nicht sofort zeigt, wer der Boss ist, ja dann machen die hier was sie wollen. Und dann diese ganzen besagten Diktatoren und Drogenopfersängerinnen mit beschissenen Frisuren, die meinen, selbst hier in der Hölle noch gegen Rehabilitationsmaßnahmen protestieren und vor allem singen zu müssen, die ganze Scheiße macht mich noch mal fertig.“

Ich bin kein Psychologe, habe mein Fachwissen noch aus meiner Bravo-Sammelzeit von 2001-2003 und bin auch sonst eher empathietechnisch unterentwickelt, aber eines machte sich hier deutlich bemerkbar: Satan war, und das ist heutzutage längst kein Einzelfall mehr, am Burnout-Syndrom erkrankt.

„Luzifer, lass alles raus, ich hör dir zu, wenn ich dir helfen kann, dann sag mir wie! Dafür sind Freunde doch da!“
Wir redeten eine Ewigkeit, ich hatte auch genug Zeit zur Verfügung, denn wie sich herausstellte, schläft man in der Hölle nicht. Hunger hat man auch keinen, geschweige denn Durst, das ist aber auch notwendig, denn die Speisekarte in der Hölle lässt an Delikatessen vermissen. El Diablo schien Gefallen an mir zu finden. Immer offener wurden seine Äußerungen, schon ewig muss er sein Leid mit sich herumgetragen haben. Er ging auf, wie ein Mädchen, das in Österreich 18 Jahre lang einen Keller bewohnte und schon bald kannte ich nicht nur all seine Probleme und Sorgen, sondern auch seinen kompletten Stammbaum und sein Poesiealbum aus der vierten Klasse. Sein Zeugnis wollte er mir aber nicht zeigen, er schämte sich zwecks seines Bemerkungstextes. Aber so neugierig war ich diesbezüglich auch gar nicht.

Als er fertig war, hob er seinen Kopf, blickte mich an und grinste, dieses Mal sympathisch zu mir.
„Weißt du, ich glaube du bist mir sympathisch. Ich erzähle das eigentlich niemandem, aber in den AGB der Hölle gibt es da einen Paragraph, der könnte dir helfen. Ich meine du hast mir geholfen, warum sollte ich dir nicht helfen. Es gibt da allerdings ein paar Bedingungen“
Ich hatte keine Ahnung, wovon Luzi sprach.

„Also es gibt da diese Regelung, dass Menschen, die irrtümlich hier gelandet sind, eine zweite Chance bekommen können. Du könntest also unter Umständen wieder hier rauskommen. Aber…“
Das Beelzebübchen hatte meine volle Aufmerksamkeit.
„Aber?“ fragte ich mit Nachdruck.
„So ohne Weiteres geht das leider nicht. Du musst mich schlagen, und zwar nicht ins Gesicht, das wäre zu primitiv, nein, der Paragraph besagt, dass du mich in einer von dir gewählten Disziplin schlagen musst.“

Scheiße. Seit ich denken kann, verbrachte ich meine Zeit in meiner abgedunkelten Behausung und weigerte mich diese ohne triftigen Grund zu verlassen. Egal, welche mir bekannte Disziplin ich vorgeschlagen hätte, ich wäre wohl in jeder beliebigen hoffnungslos unterlegen gewesen.
Jetzt hieß es nachdenken und gewissenhaft entscheiden.



© Artwork by 'Gustave Doré' (http://de.wikipedia.org/wiki/Gustave_Dor%C3%A9)

Freitag, 27. April 2012

Höllentrip - Prolog

Ein ganz normaler Tag war es, wie man ihn aus einem Land wie dem meinen kennt. Hier ein bisschen Sonne, da ein wenig Wolke aber überall ganz viel Gewitter in den Gesichtern. Ich verließ die Höhle die ich mein Zuhause nannte, da ich aufgrund des überfüllten Schreibtisches den Bildschirm des Rechners nicht mehr sehen konnte. Zwanzig Flaschen aus bräunlich getöntem Glas versperrten meine Sicht, zu deren Beseitigung ich absolut nicht im Stande war, da der dazugehörige Kasten schon seit Tagen die Position meiner neuen Sitzgelegenheit eingenommen hatte, was wiederum daher rührte, dass mein Lieblingsstuhl, schön grau und plattgesessen, nach seinem zehnjährigem Dienstjubiläum plötzlich und unerwartet unter der Last seines Berufes, beziehungsweise seines Chefs, wenn man so will, zusammenbrach und somit eine freie Stelle im Arbeitsmarkt meiner Behausung, und damit eine Lücke in meinem Mobiliar hinterließ.

Ich befand mich also auf dem Fußgängerbereich der Straße, einige Kilometer von meiner Wohnung entfernt. Wer den Film ‚Forest Gump‘ kennt, der versteht mich vielleicht, wenn ich sage, dass ich einfach Lust zu laufen hatte.
Natürlich ist das dreist gelogen. Der wahre Grund für meine Fortbewegung per Pedes lag schlicht und ergreifend daran, dass es meinem fahrbaren Untersatz einmal mehr an Vollständigkeit mangelte. Ausnahmsweise fehlte ihm aber dieses Mal nicht etwa wieder Auspuff oder Frontscheibe, nein, das Problem war simpler: Wie komplett fühlt sich ein Personenkraftwagen schon ohne Treibstoff? Leck im Treibstofftank, durchgerostet. Und das schon nach nur 15 Jahren. Zumindest sagte mir der freundliche, zugegeben etwas korpulente und mit einem Defizit an Haupthaar versehene Verkäufer des stetig wandernden Gebrauchtwagengeschäftes, dass dieser wunderbare Opel Ascona C gerade einmal 11 Jahre auf dem Buckel, pardon, dem Heck habe. Im Laufe von nur 4 Jahren steckte ich mehr Geld in Reparaturen dieses Schnäppchens, als ich verdiente. Das fiel insofern nicht allzu schwer, da ich mich seit diversen Jahren mit Mini- und Gelegenheitsjobs über Wasser hielt. Da ich zum Zeitpunkt meines Spazierganges akuten Mangel an Erwerbstätigkeiten verspürte, war an das Flicken des Lecks nicht zu denken.

Dann, man könnte meinen mir nichts, dir nichts, geschah das, was diese Geschichte überhaupt erzählenswert machte:
Ich besuchte eine Filiale des Konzerns Tchibo. Selbstverständlich fand ich nichts Interessantes und noch viel weniger Bezahlbares. Meine finanziellen Verhältnisse hätten auch nicht einmal einen kleinen ‚Privat Kaffee Brazil‘ zugelassen. Nicht, dass ich Kaffee jemals gemocht hätte. Was an diesem Kaffee jetzt so privat ist, habe ich auch nicht so ganz verstanden. Das Geschäft versprach aber nicht nur außergewöhnlichen und außergewöhnlich privaten Kaffe. Von Bekleidung über Grillabendzubehör bis hin zu Mobilfunkoptionen verkaufte der Laden alles, was er zusammenkramen konnte, ob es nun ins Konzept passt, oder nicht. Irgendwas stimmte hier nicht. Die ganze Sache war mir äußerst suspekt, oder, wie man so schön sagt, absolut nicht geheuer, weshalb ich das Geschäft schnell, schon fast rennend, zu verlassen gedachte. Einfach schnell raus hier, die haben privaten Kaffee, der sich selbst als mild beschreibt, Grills, die sich von alleine abschalten, noch während die Bratwurst darauf liegt, um zu entscheiden, wann ich Energie zu sparen habe und wann nicht, SIM-Karten, die mit einer Kaffeebohne bedruckt waren und darüber hinaus in einer Ecke auch noch ein Regal mit frischen Blumen. So viel Konzeptfreiheit schlug mich in die panische Flucht.

Dann ging alles ganz -klischeegetreu- schnell:
Die Türklingel klimperte mir hinterher und das nächste was ich hörte war die dumpfe Hupe eines Lastkraftwagens, die sich erschreckend flott näherte. Schwarz.




© Artwork by 'pinkdinosawr' (http://pinkdinosawr.deviantart.com/)

Sonntag, 22. April 2012

Der alte Mann

Der alte Mann wird heute zum letzten Mal gefeiert. Da stehen Blumen, ein Bild von ihm, Freunde und Familie sind versammelt und man spielt Musik, von der man annimmt, dass sie ihm gefallen hätte.

Der alte Mann lebte ein normales ländliches Leben, hat gesehen, was er sehen, und erlebt, was er erleben wollte.

Die Anwesenden weinen, manche haben den alten Mann seit Jahren nicht gesehen, oder einen Gedanken an ihn verloren. Ich weiß nicht, ob ich weinen sollte, der alte Mann und ich, wir hatten nicht die beste Beziehung zueinander.

Der alte Mann verstand nie, warum ich mich weigerte, als kleiner Junge an Maschinen wie Kreissägen oder Bohrern zu arbeiten und darüber hinaus noch die Frechheit zu besitzen, nach Schutz für mein kindliches Gehör zu bitten.

Auch begriff der alte Mann nie, wie sich ein Teenager lieber an einer alten Nintendokonsole aufhalten könne, anstatt die abgeschiedene Dorfidylle zu erkunden und zu genießen.

So wurde ich in den Augen des alten Mannes schnell zum aufrührerischen Rebellen und schwarzen Schaf der Familie. Auch als zu laut wurde ich eingestuft, da ich diverse Schreie von mir gab, wenn mein Cousin wieder einmal etwas an mir durchführte, dass er liebevoll ‚Muskelreiten‘ nannte.
Bei der eben genannten Praktik hockt sich der ‚Reitende‘ über das Opfer und legt seine Knie auf dessen  Oberarmmuskulatur. Anschließend werden die Knie durch rhythmisch kreisende  Bewegungen in die Muskeln des liegenden Opfers gebohrt. Sicher war es absolut abwegig für ein Kind von 10 Jahren, wie ich es damals war, wegen solcherlei Lappalien vor Schmerzen zu schreien.  Wozu auch, geholfen hat nie jemand. Nur geschrien wurde nach mir, ich solle leiser sein.

Ich mied seit meiner Volljährigkeit und der damit folgenden Entscheidungsfreiheit die Besuche zu den Eltern meiner Mutter, um Konflikten aus dem Weg zu gehen, da die dort Anwesenden ihr Bild von mir nie zu ändern gedachten. Ich verstand das als eine Art friedlicher Kapitulation, meine Großeltern hingegen legten auch das selbstverständlich negativ aus.

Jetzt ist der alte Mann tot, einfach so vor dem Fernseher legte der Gevatter seine Hand auf seine Schulter. Ein kurzer Schrei, so erzählt meine Großmutter, und ihr Mann regte sich nicht mehr.

Die Anwesenden stehen auf, die Urne wird ans Grab getragen, niedergelassen. Ich bin zum ersten Mal auf einer Beerdigung. Der Reihe nach werfen die Menschen Blüten und Erde in das Grab und geben dem Verstorbenen einen leise gesprochenen letzten Satz oder Wunsch mit auf den Weg.
Ein seltsamer Moment für mich, denn ich wüsste nicht, was ich ihm noch zu sagen habe.

Meine Mutter ist an der Reihe und vollführt das Ritual, mein Bruder schließt sich nahtlos an und schon bin ich an der Reihe.

Während der wenigen Schritte zum Grab läuft alles im Zeitraffer. Ich bemerke verwundert eine Träne in meinem Gesicht. Warum weine ich? Ist es wegen dem verstorbenen Teil der Familie? Ist es wegen der wenigen gemeinsamen Zeit?
Die Erkenntnis kommt, als meine Hand in das Blütenbecken greift. Ich weine nicht über den Tod des alten Mannes. Ich bin wütend. Ich verliere Tränen aus Wut darüber, über so viele Jahre hinweg aus den lächerlichsten gründen missverstanden worden zu sein. Ich bin wütend darüber, dass ich als jemand hingestellt wurde, der ich nie war, und das über Ewigkeiten und von Menschen, die zu meiner eigenen Familie gehörten. Aber anstatt zu hinterfragen und Verständnis gegenüber einem Kind zu zeigen, wurde Nägel mit Köpfen gemacht. Klar, ist ja auch leichter als Zeit an Pädagogik zu verschwenden. Verständlich.

Ich beschließe, dass mich Wut zu nichts bringen wird, vielleicht sollte ich tun, was ich mir selbst  so lange gewünschte habe. Ich zeige Verständnis und Reife, von der man so lange behauptete, ich besäße sie nicht.

Meine Hand wirft die Blüten in das Grab, während ich ihm leise einen letzten Satz mit auf den Weg gebe. „Machs gut, alter Mann.“


© Artwork by 'Parmiter' (http://parmiter.deviantart.com/)

Montag, 19. März 2012

Der schmale Grat zwischen Tiefkühlpommes und Blumenkohl

In diesen Hallen schlummert ein Monster. Seine tobsüchtigen Augen suchen nach mir, das weiß ich. Bereit, jeden Moment zuzuschlagen, aber ich bin vorgewarnt. Komm nur, Monster, ich weiß mich zu verteidigen!
Doch vielleicht sollte ich zuerst chronologisch etwas zurückgreifen, und meine gefährliche Situation und deren Umstände näher beleuchten.

Ich lebe in einer Wohnung im Zentrum der Stadt, und meine Wohnung teilt sich wiederum das Haus mit weiteren Wohnungen. Das alles wäre noch keine Rechtfertigung für den Verfolgungswahn bezüglich mich heimsuchender Augen, doch die Situation ist etwas kniffliger als man vorerst annehmen könnte. In einer der Wohnungen meines Wohnblocks nämlich, da wohnt seit wenigen Wochen Karo.

Karo hat einen tollen Körper, lange zum Zopf gebundene braune Haare und grüßt mich im Treppenhaus immer freundlich, aber gekonnt schüchtern. Einmal hat sie mir auch zugezwinkert. Klar, dass sie Sex will. Aber wie alle Männer mit einem gewissen Maß an Erfahrung und Würde wissen, will eine Frau dieses Kalibers erobert werden. So sicherlich auch Karo.
Man könnte sagen, dass mein akutes Problem mit dieser Ausgangssituation seinen Anfang nahm.

Karo, die eine Etage über mir wohnt, studiert Sportgeschichte. Darüber könnte ich wegsehen, sicherlich, jeder macht mal Fehler, aber es ist leider immer noch viel heikler, als bisher beschrieben. Ihre Freizeit verbringt Karo nämlich, ich weiß das, weil ich sie dort oft sehe, wenn ich von meinem Job als Mitarbeiter einer kleinen Bücherei nach Hause komme, zu einem großen Teil im Fitnessstudio um die Ecke. Das Problem an der Sache findet dort sein Fundament, wo meine Faulheit und meine generelle Abneigung gegen Sport erwähnt werden. Meine Gehirnhälften führen kurze Streitdialoge, in denen sie darüber entscheiden wollen, welcher Grundsatz nun stimmt: „Gegensätze ziehen sich an“ oder „Gleich und gleich gesellt sich gern“. Ein Interessenskonflikt, der für das Zustandekommen einer späteren Liaison von entscheidender Wichtigkeit sein könnte.

Jetzt gilt es Ruhe zu bewahren. Ich und meine Gehirnhälften beschließen Möglichkeiten abzuschätzen. Lassen wir die sportliche Sport-studierende Studentin ihr trostloses Leben führen, ohne in den Genuss eines geselligen jungen Mannes wie mich zu kommen, oder versuchen wir, durch konsequente Aufopferung und Verzicht auf Fast-Food und Co. Ihr Herz für mich zu erobern? Welche Frau könnte solch eine Selbstlosigkeit unbeachtet lassen?

Dass die Frau mit dem Klingelschild, auf welchem „Winter“ steht, den Vornamen Karo trägt, weiß ich von Julia. Julia ist eine gute Freundin von mir und arbeitet in der Gemüseabteilung des Supermarktes in meiner Straße. Das bringt den Vorteil mit sich, dass wir uns nie sehen, wenn sie arbeitet, und somit eventuell peinlichen Situationen gleich im Voraus aus dem Weg gehen. Auch Julia verbringt Teile ihrer Freizeit im Fitnessclub der Straße, was wiederum der Grund dafür ist, dass sie Karo kennt. So sind aus den zwei Damen schnell Freundinnen geworden, was mir neue Möglichkeiten verschaffte, so zum Beispiel, Frau Winter beim Namen zu nennen. Und Karo ist ein ausgesprochen schöner Name, der sich phonetisch deutlich als bester Konkurrent von Pik, Kreuz und Herz abhebt.

Dummerweise, und die meisten Frauen werden mir an diesem Punkt Recht geben, gibt es die besten Freundschaften oft nur unter dem jeweils gleichem Geschlecht, und so kam es, dass mir Karo sehr schnell meinen Rang abgenommen hat, und nun, man könnte sagen, die beste Freundin von Julia ist.

Es wird immer verzwickter.
Und hier nähere ich mich der anfangs beschrieben Situation und der Höhle des Löwen.

Mein Kühlschrank samt Tiefkühlfach und vor allem letzteres zwingen mich durch ein auffällig großes Maß an Leere dazu, die 2 Etagen und etliche Meter zum beschriebenen Supermarkt zu gehen und den Freiraum des Kühlschranks und später meinen Magen zu füllen. Da ich mit hungerndem Magen nicht entspannt am Rechner sitzen kann, bleibt mir also nichts anderes übrig, als diesen Akt des Ausdauerlaufes auf mich zu nehmen.

Um Atemluft ringend erreiche ich einige Zeit später die Pforten des Palastes der Kapitalismusausübung.

In diesen Hallen schlummert ein Monster. Seine tobsüchtigen Augen suchen nach mir, das weiß ich. Bereit, jeden Moment zuzuschlagen, aber ich bin vorgewarnt. Komm nur, Monster, ich weiß mich zu verteidigen!

Julia ist hier, ich muss vorsichtig sein. Frauenfreundschaften sind die direkteste Form der Kommunikation der Welt, der am reibungslosesten funktionierende Buschfunk. Selbst das Internet ist langsamer, selbst das FBI weiß weniger. Wenn ich mich jetzt bei einem Nahrungserwerbsfauxpas erwischen lassen sollte, Gott sei meiner Seele gnädig.

Die ersten Minuten verlaufen reibungslos, ich pirsche durch die Regale, lasse meinen Wagen immer wieder stehen und schleiche mich erst einmal ohne vor, um die Lage zu checken. Ich fühle mich wie Tom Cruise in Mission: Impossible, nur deutlich weniger Arschloch. Vollkommen berauscht von meinem bisherigen Erfolg beschließe ich, mein Glück jetzt doch einmal richtig auf die Probe zu stellen. Destination Tiefkühltruhe. Jetzt geht’s ans Eingemachte, no risk - no fun, das ist mein Motto!

Das Riskanteste an meinem Vorhaben ist der Fakt, dass sich direkt neben den Tiefkühltruhen der Gemüsebereich befindet. Ich muss also denkbar vorsichtig sein und behalte meine langsame Vorpirschtaktik bei. Keine Spur von Julia, die Luft ist rein, ziemlich rein sogar, es duftet nach Grünzeug.

Das Ziel meiner Begierde befindet sich jetzt direkt neben mir. Gar köstliche Tiefkühlfritten in der Truhe neben mir warten nur darauf, von mir erst einem Saunabesuch unterzogen zu werden und anschließend in meinen Mund einzukehren. Ich öffne also die Truhe, beuge mich hinüber und.. Verdammt, Julia!

Mein Adrenalinspiegel ist plötzlich so hoch, wie zum letzten Mal beim Endgegner von Call of Duty. Alles läuft in Zeitlupe. Ich weiß genau, in wenigen Sekunden wird sie mich sehen. Zum Glück habe ich in den Jahren meiner Computererfahrungen gelernt, mit Bullet-Time umzugehen. Los Gehirnhälften! Zieht noch mal eure Optionen-Check-Nummer ab!
Tiefkühltruhe? Fehlanzeige, damit ruiniere ich nicht nur meine Chancen bei Karo sondern verliere zudem auch noch meine Reputation vor der gesamten Kundschaft.
Mission: Impossible-style an die Decke springen und dort abwartend verharren? Ach hätte ich nur etwas Zeit im Fitnessclub verschwendet.
Das Gemüse zu meiner Rechten? Mist, da steht ein Wagen direkt zwischen mir und dem Grünzeug, schlimmer noch: Das Einzige, was in greifbarer Nähe erscheint, sind Blumenkohlköpfe. Ich mag ja einiges an Gemüse nicht, aber Blumenkohl ist der unangefochtene König unter meinen Gemüseantagonisten. Julias Blick hebt sich vom Boden, es nützt nichts, jetzt oder nie. Veni, vidi, salire! Athletisch wie Herakles bei seinen 12 Prüfungen hechte ich über den Wagen zwischen mir und dem Gemüsekisten. Zweifelsohne sehe ich dabei aus wie Michael Jordan beim Sprung zum slam dunk. Als meine Hände den weißen Kohlkopf erreichen hat Julia mich erkannt und lächelt mit zu.
Stolz und erhobenen Hauptes trage ich das Gemüse in die Richtung meines Wagens und lege es würdigend hinein, während ich ihr zunicke.

Mein Moment der Euphorie währt nur kurz, denn ich stelle fest, dass mich Julias blick weiterhin verfolgt. Plötzlich scheint sie sich zwischen jedem Regal zu befinden, völlig unmöglich für mich, meiner regulären Ernährung nachzugehen, es nützt nichts. Ich werfe das Gemüse in meinen Wagen, dessen Name ich kenne, später gesellen sich noch Brot, Halbfettmargarine und sogar eine Tüte Ofenchips (0% Fett!) dazu.

Ich bin deprimiert. An der Kasse befinden sich kleinere Kühltruhen mit Eis am Stiel, wenigstens das soll mir heute nicht vergönnt bleiben, doch wie könnte es anders sein, Julia steht mit ein paar Bechern Joghurt hinter mit und erzählt mir von ihrem Feierabendeinkauf. Ich will nach Hause. Ich denke an einen Moment meiner Kindheit, in dem ich zum ersten Mal feststellen musste, dass mein GameBoy nichts zwangsläufig funktionieren muss, nur weil sich 4 Batterien darin befinden. Ich weinte stundenlang, da es sich nicht um Akkus handelte und sich keine geladenen Batterien im Haus befanden. Meine Tränen wuschen die Farbe aus meinem Lieblingsplüschtier, bis mir meine Mutter schließlich aus dem Tante-Emma-Laden gegenüber neue Batterien brachte. Ja, in meiner Kindheit war nicht immer alles heiter Sonnenschein.
„Hey, du hast ja nur gesunden Kram dabei, stellst du deine Ernährung um? Find ich super!“
Ich nicke und lächle, drehe mich aber eilig weg um meine Tränen zu vertuschen.

Am Tag darauf, und zum Abendessen gab es Pizza, selbstverständlich vom Lieferdienst, beschließe ich, doch noch meinen Nutzen aus dem gestrigen Einkauf zu schlagen. Ich richte einen riesigen Gemüseteller an, ich google nach Rezepten mit Blumenkohl und anderem Gemüse und deren Zubereitung, alles nur, um mich später zu trauen bei Winters zu klingeln und Karo mit einem köstlichen Mal für mich zu gewinnen.

Ich bin schockiert. Das Internet hat mir einmal mehr gezeigt, dass es Wunder gibt. Mit den vereinten Kräften meiner Freunde den 2 Hirnhälften und dem Internet habe ich es geschafft, ein ansehnliches Mahl zuzubereiten. Potzdonner. Euphorisiert richte ich ein Picknickkörbchen an und gehe in den Flur, um eine Art verspätetes Begrüßungsritual für die nicht mehr ganz so neue Nachbarin zu zelebrieren.

Nachdem ich gefühlte Stunden nach meinem Klingeln geharrt habe, öffnet sich die Tür, ich bin total aufgeregt, schaffe es aber das wesentliche Anliegen meines Störens zu schildern.
„Hey, was ist denn in dem Korb? Du hast gekocht? Wie lieb, klar komm rein, dann können wir uns etwas kennen lernen!“
Das lief ja besser als ich es mir hätte erträumen können! Wir reden eine Weile über Belanglosigkeiten wie das Wetter und den Wohnblock, dann über ihr Studium, ihre Fitnessclubbesuche und meinen spannenden Arbeitsalltag im Buchladen, als Karo mich darauf hinweist, dass gekochte Speisen nicht ewig warm bleiben, und wir deswegen vielleicht auch verspeisen sollte, was ich da gekocht habe.
Ich nehme also aufgeregt und etwas stolz das Tuch vom Picknickkorb und serviere das Menü.
Karo schaut etwas skeptisch, und ich frage sie, ob irgendwas nicht stimmt.

„Weißt du, warum ich nicht Sport, sondern Sportgeschichte studiere? Oder warum ich so viel Zeit im Fitnessclub verbringe?“
Ich tendiere auf gesteigertes Interesse für Sport.
„Nimms mir nicht krumm, aber ich kann solchen puren Gemüsekram nicht essen, ins Fitnesscenter gehe ich nur, damit meine Ernährung nicht ansetzt! Aber lass dich nicht aufhalten, iss nur! Ich hab noch Backofenfritten da.“




© Artwork by 'tikurion' (http://tikurion.deviantart.com/)

Montag, 12. März 2012

Interview mit Juracid

Juracid: Sehr geehrter 655321. Ihr umstrittener gleichnamiger Blog 655321 ist für viele Leser derzeit ein Meilenstein in der Lebensfindung- und Erweiterung. Tabus werden gebrochen, Meinungen direkt ins Gesicht geblasen und oftmals kommt die Gesellschaft nicht gerade gut dabei weg. Was waren Ihre Intentionen, solch einen Blog über das alltägliche Leben im knallharten Realismus zu gestalten?

655321: Zunächst einmal Danke für das Kompliment. Nun, 655321 entstand nicht aus dem Grund, aus welchem es heute existiert. Zu Beginn handelte es sich dabei eher um ein Medium, mit dem ich, sagen wir einfach, negative Zeiten und Dinge zu verarbeiten versuchte. Da dieses Ziel irgendwann erfüllt war, ich aber meine Vorliebe für das Schreiben entdeckte, konnte das, was gut anfing, natürlich nicht einfach von der Welt genommen werden. 655321 wurde also eine Sammlung von Kurzgeschichten und Gedanken, die ich loswerden musste. Menschen Dinge ungeschönt darlegen, das war schon immer meine Grundeinstellung. Dass aber auch hin & wieder humoristische Texte auftauchen, ja sogar Texte über so was wie Liebe, das muss ja auch mal sein, ist ja klar, das Leben ist ja nicht ausschließlich negativ. ganz im Gegenteil.

Juracid: Nun ja, nicht umsonst handelt es sich bei Ihrem Blognamen um die Zellennummer des Alexander DeLarge aus dem berüchtigten Skandalfilm Uhrwerk Orange aus dem Jahre 1971. Hat dieses kunstvolle cineastische Meisterwerk Sie bei Ihren Texten stark beeinflusst?

655321: Oh, da hat jemand nachgeforscht. Ja, ohne Zweifel hat "A Clockwork Orange" mich beeinflusst. Nicht unbedingt so, dass ich deswegen bestimmte Texte verpasst habe, aber ethisch definitiv. Da haben Burgess und Kubrik großartige Arbeit geleistet. Ich bin, so sagt man, ein Mensch, der sich sehr für Recht und Unrecht, Freiheit der Gedanken und der Auslebung seiner Persönlichkeit interessiert.

Juracid: Oh ja, davon liest sich in Ihren Geschichten ja auch recht viel. In Ihren Texten geht es zum Beispiel um das alltägliche Leben von Obdachlosen, der Heuchelei einer ideologielosen Partygesellschaft, die Konsumsucht der Bevölkerung, der leichenbefledderte Kapitalismus großer Konzerne, schwindendes Vertrauen in der Liebe und die schonungslose Darstellung männlicher sexueller Triebe. Inwieweit spiegeln sich diese Berichte denn auch im Leben des Autors wieder? Würden Sie sagen, dass in Jedem Ihrer Berichte ein Teil von Ihnen persönlich steckt?

655321: Definitiv. Und wenn es nur ein kleiner ist. Es kommt aber auch nicht selten vor, dass ein Text 100% ich ist. Oftmals geben Situationen, die ich alleine oder mit Freunden erlebe, Ausschlag für einen späteren Text. Ich habe zum Beispiel einen sehr guten Freund, der mit seinen, vielleicht manchmal etwas seltsamen aber durchaus umsetzbaren, Ansichten und Gedanken für den besagten Text über einen obdachlosen Menschen in einer Großstadt verantwortlich ist. Zugegeben: Ich mag den Text.
Andere Texte, wie zum Beispiel die Sache mit dem brennenden Firmenkomplex, sind schon fast direkte Wünsche. Wenn es in einem Text um Liebe geht, dann darf man davon ausgehen, dass es sich beim Protagonisten um mich handelt...

Juracid: Sehr interessant 655321. Der standarisierte CDU-Leser würde bei solchen Texten natürlich mit dem Kopf schütteln und sich fragen, was in Ihrem Leben verkehrt gelaufen ist. Warum zum Beispiel schreiben Sie denn keine ausschließlich fröhlichen Bücher über das Schöne im Leben? Zwar erzählen Ihre Texte auch von Freundschaft und Geselligkeit, jedoch wird es natürlich Fragen geben, wie Sie zu den weitaus verbreiteteren bizarreren Themengebieten gedanklich gelangt sind. Um diese Fragen den werten Kollegen vorweg zu nehmen, wird meine Wenigkeit Sie einfach mal salopp nach dem Kern ausquetschen, was demnach heißen soll, ob Sie für ihre morbiden Texte persönlich vom Verlauf des Lebens gekennzeichnet wie geprägt sind. Was meinen Sie dazu?

655321: Ich vertrete die Meinung, dass man Texte nicht schreiben kann, wenn man nicht mit dem, was man schreibt, vertraut ist oder sich zumindest damit befasst hat. Klar habe ich viele Situationen auch so oder so ähnlich erlebt, wie ich sie beschreibe. Zugegeben: Ich bin nicht Obdachlos und hatte noch nie Sex mit einem Produkt aus einem Fast-Food-Restaurant. Asche auf mein Haupt, ich bitte um Vergebung. Für mein Weltbild mache ich auch meinen Werdegang verantwortlich. Es gibt Menschen, und das ist einfach die breite Masse, die derartige Texte nicht versteht, weil in ihrem Leben bisher nur Sonnenschein die Runde machte. Ich will nicht sagen, dass in meinem Leben alles tragisch und mies verlief, aber ja, es gab auch Schattenseiten.

Juracid: Sie erzählten zu Beginn dieses Dialoges, dass Sie Ihren Blog anfangs nur gestartet haben, um persönliche Dinge zu verarbeiten. Waren es denn diese Schattenseiten, welche dazu geführt haben?

655321: Nein, ich denke nicht, wenn überhaupt, dann zu einem nicht mehr nennenswerten Teil. 655321 entstand in einem unschönen Lebensabschnitt, ganz klar, aber längst nicht mit einer so gewaltigen Tragweite, als dass es mich zu dem machte, was ich heute bin. Wie so vieles entstand der Blog aus so etwas wie Liebe. Es hat einfach geholfen, sich von der Seele zu schreiben, was nicht gut lief und was ich mir wünschte, oder ganz einfach auch, wie es mir ging. Nicht, dass sich dadurch etwas geändert hätte, aber doch, wie gesagt, es half mir. Aber heute bin ich dankbar für diese Zeit. Ich bin weitestgehend zufrieden mit mir und meiner Situation, ich sehe Dinge realistischer und rationaler und ich komme mit bestimmten Situationen besser klar, als noch in unerfahreneren Zeiten.

Juracid: Haben Sie Ziele, die Sie mit Ihrem Blog anstreben? Oder anders gefragt: Welche Zielgruppe von Lesern wünschen Sie sich für Ihre Schreibkunst?

655321: Ein schönes Ziele wäre es, mein, ich wage es einmal Talent zu nennen, mit 655321 so weit auszubauen, dass ich vielleicht irgendwann mal etwas größeres fertigstelle. Der Gedanke irgendwann einmal ein Buch in einer Bücherei zu sehen, auf dem mein Name zu lesen ist, ist großartig. Zum Thema Zielgruppe. Ich freue mich über JEDEN Leser, der sich mit dem, was ich schreibe identifizieren kann, natürlich auch über jeden, der darüber ausgiebig mit mir diskutieren möchte. Ich grenze da niemanden aus. Es wäre auch unklug, das zu tun, wo ich doch bei derzeit rund 30 treuen Lesern bin. Wenn ich irgendwann einmal die, sagen wir einfach realistisch gesehen, zehn Millionen Leser habe, dann grenze ich alle Menschen aus, die eine Chefposition in einem Unternehmen habe. Oder noch besser, ich lasse sie Zahlen, damit sie in den Genuss kommen, aber ich schweife etwas vom Thema ab...

Juracid: Oha, daraus kann man schließen, dass Sie mit Instanzen eher negative Erfahrungen durchlebt haben?

655321: Man verstehe mich nicht falsch. Ich habe prinzipiell nichts gegen Menschen, die es geschafft haben, an eine Führungsposition zu kommen. Aber ja, ich habe durchaus negative Erfahrungen gemacht. Am stärksten kritisiere ich aber, dass Menschen in der Chefetage oftmals ihre menschliche Seite aufgeben. Oft auch wissend und wollend. So was ekelt mich an.

Juracid: Das ist verständlich. Damit wären wir wohl bei einem weiteren Ventil, was Sie in Ihrem Blog persönlich verarbeiten. Planen Sie denn in naher Zukunft die Umstellung des Blogs auf ein richtiges Buch? Oder soll Ihr Blog für die nächste Zeit in seiner jetzigen Form bestehen bleiben?

655321: 655321 ist und bleibt ein Blog, so viel steht fest. Wenn es irgendwann ein Buch von mir geben sollte, dann wohl unter meinem bürgerlichen Namen und als, so nehme ich an, zusammenhängende Geschichte. Über ein Kurzgeschichtenbuch könnte man allerdings auch nachdenken.

Juracid: Würden Sie sagen, dass sich Ihr Grundgefühl beim Schreiben in Ihren Blog seit Beginn verändert hat? Haben Sie sich in dieser Zeit verändert? Sie deuteten ja bereits weiter oben an, dass Sie Persönliches, sagen wir mal, "abgearbeitet" hätten.

655321: Ich glaube, gerade in den letzten 3 Jahren, bin ich reifer und eben auch rationaler geworden. Natürlich wird immer ein Kindskopf in mir existieren, das ist auch gut so, aber doch, ich habe mich verändert. Somit auch das Grundgefühl beim Schreiben. Damals war es oft auch direkte Kritik an irgendwelchen Personen oder Dingen, Texte, die ich mittlerweile so schlecht finde, dass ich sie vom Blog nehmen musste des guten Gesamtbildes wegen. Zum anderen Punkt führe ich an, dass mir der Blog sehr wohl beim Verarbeiten eines, sagen wir mal Tiefpunktes, geholfen hat, aber persönliche Dinge immer ihren Weg in weitere Texte finden werden, natürlich auch in den unterschiedlichsten Themengebieten.

Juracid: Nun, der Mensch entwickelt sich natürlich auch weiter. 655321, gestatten Sie mir eine persönliche Meinungsfrage: Sie sind 1990 geboren, wirken aber dennoch vom beruflichen wie persönlichen Leben bereits entsprechend geprägt. Glauben Sie, dass junge Menschen Ihres Alters in heutigen Zeiten schneller in eine Depression stürzen oder den Anschluss verlieren?

655321: Nicht, dass ich mich in einer Depression oder vergleichbarem stecken sehe, aber Themen wie ADHS, Depressionen und Burnout werden den Menschen heutzutage ja in die Wiege gelegt. Da werden Volkskrankheiten erfunden, damit sich auch jeder einzelne mit irgendeiner schrecklichen psychischen Krankheit identifizieren kann. Klar, Depressionen und die anderen genannten und ungenannten Dinge sind existierende, ernstzunehmende Krankheiten, aber nicht jeder ist ein Patient.
Ich selbst schätze mich jedenfalls als weitestgehend gesund ein, auch wenn böse Zungen gelegentlich anderes behaupten.

Juracid: Worauf ich in Ihrem Texten auch gestoßen bin, ist ein Eintrag über die schwarze Nischenkultur, im Volksmund "Gothic" genannt. Sie haben sich in diesem Bericht u.a. als Fan der punkorientieren EBM-Band "Deutsch-Amerikanische Freundschaft", kurz D.A.F., bekannt. Diese berüchtigte Band, Pionier auf ihrem Gebiet, ist ja hinlänglich für ihre umstrittenen Texte bekannt. Besonders das Stück "Der Mussolini" gilt als eine der nihilistischen Hymnen überhaupt und zieht jeden Kult wie Glauben durch die Mangel. Kann man somit davon ausgehen, dass Sie, 655321, Abstand von allen gängigen Weltreligionen nehmen? Und wenn ja, spiegeln sich nihilistische Anekdoten demnach auch in Ihren Texten wieder?

655321: Ein Buch-, Film-, und Musikkenner, nicht übel! Zuerst: Ja, ich stehe auf die Musik von D.A.F. Das aber nur als Randinformation. Richtig ist auch, dass ich Abstand von Weltreligionen nehme, ausgenommen natürlich Atheismus, wenn man diese Überzeugung denn unter der Rubrik Weltreligionen finden kann. Wie sich mein Abstand von Religionen bemerkbar macht, findet man beim Lesen meiner Texte schnell heraus. Oder hast du auf 655321 schon einmal etwas über Götter gelesen? Vielleicht ziehe ichs mal durch den Kakao, mehr aber auch nicht. Allerdings, und das möchte ich betonen, finde ich den Glauben als solches nicht negativ, wenn es einem hilft. Dahingehend wurde ich, auch von Menschen die es besser hätten wissen sollen, oft missverstanden.

Juracid: Dafür ist ja nun dieses Interview da, um solche Dinge einmal richtig stellen zu können. Da Sie Bücher ansprechen: Würden Sie sagen, man liest den Einfluss Dirk Bernemanns in Ihren Texten heraus?

655321: Merkt man es immer noch so sehr? Es ist ein offenes Geheimnis, dass Dirks erstes Buch dafür verantwortlich ist, dass ich jemals den Mut zum Schreiben gefasst habe. Er ist ein großes Vorbild für mich, damals wie heute. Wenn er tourt besuche ich seine Lesungen, lasse mir seine Bücher signieren und dass ich bei einem Text-schreibe-Wettbewerb von ihm gewonnen habe, weiß der interessierte Leser. Ich habe ihm auch die Adresse zu meinem Blog gegeben, wer weiß, vielleicht liest er auch dieses Interview. Ich habe schon vor 655321 gebloggt. Damals noch auf MySpace, da waren die Texte allerdings viel deutlicher von Bernemann geprägt, ja fast schon kopiert, als es heute vielleicht der Fall ist.

Juracid: Sind diese Texte für die Öffentlichkeit denn noch verfügbar? Denn sicherlich interessieren sich Ihre Leser auch dafür, wie der Autor hinter 655321 einst begonnen hat.

655321: Zum Glück sind sie das nicht mehr, nein. Ich besitze sie aber noch. MySpace hat sich auch damals sehr geweigert, von mir zu lassen, da musste ich zum Löschen des Kontos sehr kreativ sein, aber das ist eine andere Geschichte...

Juracid: Verstehe. Nun denn. Möchten Sie Ihren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben?

655321: Ich lasse mich von Büchern und Filmen gern beeinflussen, und wenn ich einen guten deutschen(!) Film (Verschwende deine Jugend), in dem es unter anderem um die Kultband D.A.F. geht zitieren darf, dann sage ich abschließend:
Die Augen aufs Große und den Großen aufs Auge!




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