Donnerstag, 19. September 2019

Schwellenwert

»Try a little, work a little
be a little bit more for me«


Trentemøller - Try a little



Stream of Consciousness, das ist doch, womit alles beginnt, nicht?
Die schlimmste Tat, die man einem Menschen antun kann, ist - einmal abgesehen von Waterboarding - doch immer noch die Konfrontation mit dem Ich des Präteritums.
Und was würden wir nicht alles anders tun. Wir würden rechtzeitig wissen, das Beste, das uns jemals passiert ist, entsprechend zu wertschätzen, dem „the Horror, the Horror“ à la Marlon Brando rechtzeitig den Rücken zu kehren und direkt die Wege einzuschlagen, für welche wir gemacht sind.
Aber so läuft die Sache nicht. Im Gegenteil. Zu leben heißt zu scheitern. Und auch hierbei muss ich meinem früheren Ich widersprechen: Scheitern ist keineswegs das Ende. Scheitern als Chance.
„Und wir scheitern immer schöner“, hat einmal ein Mensch geschrieben, welchen am Ende der Kausalkette auch diese Zeilen zu verdanken sind. Heute bin ich der Meinung, einen flüchtigen Blick darüber erhascht zu haben, was dieser Satz bedeuten könnte.
Aus dem Jungen, der keine Richtung und kein Ziel hatte, der der Meinung war, weder noch zu verdienen, ist ein Mann geworden, welcher der schlimmsten aller Illusionen zum Opfer gefallen ist, welche sich einzugestehen er aber bis heute zu stolz ist: Hoffnung.
Aus dem „Alles war furchtbar“ wird zunehmend ein „alles könnte gut sein“, auch wenn die Mitbringsel aus dem unperfekten Perfekt gerne ein fatales Futur bewirken wollen.
Was hilft, ist damals wie heute die Axt. Here’s Johnny, Bitches! Auch wenn mir kaum etwas mehr Angst macht, als fehlende Gliedmaßen, weiß ich heute:
1. Angst brachte zwar deinen Vorfahren etwas, aber deine Vorfahren haben dich verkrüppelt.
2. Ein Bein, das dich nicht trägt, sondern lahmt, gehört ab. Das hat selbst House begriffen, und jetzt verrate mal deine Spirit Animals nicht.
Und ich habe gehackt. Eine Dekade und viele tragische Verluste zu spät, aber ankleben is‘ nich. Was bleibt, ist Konsequenz. Wenn du dir selbst nicht mehr treu bist, dann fällt die letzte Bastion. Dann bleibt nur Selbstmitleid, und Selbstmitleid ist das Einzige, das noch erbärmlicher ist, als das Mitleid anderer.
Und jetzt? Weitermachen?
Das wird - wie immer - die Zeit zeigen. Manche sagen, schreibe jeden Tag einen Satz. Manche sagen, lass gut sein, was vorbei ist, ist vorbei.
Aber für mich ist und war immer klar:
Kein Abgang ohne Schwanengesang.
Und das ist ein Versprechen.





© Artwork by 'ZEUS1001' (https://www.deviantart.com/zeus1001)