Triggerwarnung:
Der folgende Text interessiert sich einen scheiß für deinen Safespace.
Auch ohne
zehntausend Jahre in einer Öllampe verbracht zu haben ist mein Genick in einer
vergleichbaren Verfassung und könnte das eine Kalkschulter sein, oder möchte
mir Google nur mal wieder ein wenig Angst einjagen? Der Gag wird alt,
Freundchen! Es ist schon wieder Sommer. Damals kommentierte ich gerne und
regelmäßig scherzhaft „geil, endlich wieder in kurzen Hosen vor dem Rechner
sitzen!“ dazu. Heute hingegen lassen mich die eimerweise Nutzung von
Augentropfen und die physischen Wehwehs (fick mal deinen erzwungenen Diminutiv
an dieser Stelle, Konrad) in so vielen Bereichen meines Körpers, in welchem
selbst bei meiner Sportsbegeisterung einmal Muskeln versteckt waren, zynisch
und schmerzhaft „geil, endlich wieder in kurzen Hosen vor dem Rechner sitzen!“
dazu durch fest aufeinandergepresste aber immerhin beinahe vollständige
Zahnreihen raunen. „Weisheit ist keine mehr da, den Zahn muss ich dir ziehen“
HA-FUCKING-HA. Kill yourself.
Speaking about it: Gürtel und Tür? Nah,
zum einen nicht besonders angenehm, zum anderen besonders unangenehm, außerdem
siehts scheiße aus. Pillen? Ich krieg ja nicht einmal einzelne Pantoprazol ohne
größte Anstrengungen runter. „It’s down the road, not across the street!“ ja,
gut, aber nicht nach Constantine, ich brauch die Finger noch zum Jammern. Es
nützt nichts, solange es keinen angenehmen Ausweg gibt, muss ich wohl dableiben,
obwohl es nichts nützt. Es nützt ja nichts. Und wo soll das hier eigentlich
hinführen? Wo soll das hier
eigentlich hinführen? Wo soll das hier
eigentlich hinführen?
In einem Jahr
lachste drüber. Oder atmest wenigstens hörbar durch die Nase aus. Oder eben gar
nicht mehr.
Über 8 Jahre und
immer noch nicht per du mit meiner Therapeutin, über 30 Jahre und immer noch
nicht per Sie mit meiner Mutter. Wenn ich nicht live erlebt hätte, wie
Panikattacken aussehen, dann würde ich behaupten, ich sei betroffen, aber
stattdessen ist das wohl einfach nur ein Dauerzustand ganz handelsüblicher
Angst. Stress und Angst machen krank, they say, papperlapapp I say, sieh mich
an - der am Stock stolzierende Gegenbeweis.
Und dann
erwische ich mich bei der Suche nach Feindbildern, weil das nun einmal eben der
Lauf der Dinge ist, wenn man sich zu lange mit sich selbst einsperrt oder
eingesperrt wird.
Und dann sitzen sie da
in meinem Kopf und ihren WG-Zimmern und streicheln ihre Smartphones, posten auf
Twitter und Instagram 140 Zeichen und Bildchen darüber, wie wichtig es doch
ist, aware und woke und überhaupt zu sein, zu leben, denn das Leben ist doch da
draußen bei all deinen echten Freunden, nur um sich 250 Upvotes später darüber
zu wundern, warum das gute Gefühl trotzdem immer so schnell wieder nach Hause
will. Und Like auf Like werden sie zum Dopamine sagen: „Verweile doch, du bist
so schön!“.
Und eigentlich kam an dieser Stelle noch ein ausufernder Absatz
über die Überflüssigkeit eines Matthias Schweighöfer oder seiner 17 Jahre
älteren Kopiervorlage, aber genau so gut könnte ich davon erzählen, dass der
Klimawandel real und das eigentliche Problem nicht SUVs sind, sondern die
überflüssigen Menschen, die sie fahren, es wäre Grundlagenwissen, nichts neues,
hatten wir schon, kommt immer wieder rein. Vielleicht bin ich auch einfach nur
neidisch auf deren Talent.
„Und heute klappts spontan doch nicht, aber Ende der Woche klappts sicher, ja,
da machen wir auf jeden Fall was, ich hab wirklich Bock! Ja, ganz sicher!“ Ja,
ganz sicher.
Und wie ist das mit diesen Toffifees eigentlich gemeint? Wie
kriegt soll man die aus der Packung bekommen, wenn mir meine OCD nicht erlaubt,
die Form dabei vollständig zu zerdrücken? Gibt es dafür Werkzeug, von dem ich nichts
weiß? Die menschenverachtendste Erfindung seit Waterboarding und vor dieser
Zeile.
Und. Und. Und. Feinde kann man sich überall machen, es braucht nur ein wenig
Engagement und (völlig berechtigte) Kritik an Marvel-Filmproduktionen. Anspruch
macht einsam. Dabei möchte ich doch gar nicht viel. Manchmal würde es mir schon
reichen, auf die 5 Sekunden bis zum Überspringen der Werbung auf YouTube
verzichten zu dürfen. Mich interessiert dein Nagelpilz nicht und ihr seht auch
von inne aus wie ein ganz normaler Onlinehandel, verpiss dich!
Und nein ich bin
nicht okay, ich bin wirklich, wirklich nicht okay.
Und was stimmt
eigentlich mit dieser Heizung nicht, dass ich hier im Juni auf dem Boden meines
Badezimmers kauernd zittern muss? Wie viel Pathos könnte vermieden werden, wenn
auf Konjunktionen zum Satzanfang verzichtet werden würde?
Ich weiß nicht,
und frage mich oft, ob ich mich überhaupt so fühlen darf. Die eine Stimme in
meinem Kopf sagt mir, ich hab doch alles, ich lache doch dauernd, ich bin doch
der Typ, der noch die unterkühlteste Versicherungsangestellte am Telefon
innerhalb von Sekunden durch seine offenherzige Art bis zum Adoptionswunsch
auftaut. Der Typ mit den Sprüchen, die schon gut ankamen, als er noch nicht
einmal gegen seinen Willen geboren wurde. Der Typ, der sich seit 30 Jahren Zeit
und Ruhe lässt, einen vernünftigen Abschluss zu machen. Sieht doch ganz gesund
aus, der Kerl, manchmal vielleicht ein bisschen anstrengend, ja ja, aber so im
Großen und Ganzen ganz okay. Außerdem hat der doch seit Jahren dieselben drei
Menschen, die sich sein Gejammere auf einer hoffnungslos veralteten Plattform
anhören. Da gibt’s doch andere, denen es viel schlechter geht. Seinem besten
Freund oder seinem Vater, den er nach all der Zeit fast zu erwähnen vergessen
hätte, um nur mal ein paar einfache Beispiele zu nennen. Aber auch anderen, es
müssen ja nicht gleich Tote sein. Seine Mutter zum Beispiel, die von ihrem
Vater Werte geerbt hat, die sie dazu veranlasst haben, ihre Kinder beim
Aufkommen von Unmut per Handkante zu maßregeln, arme Frau. Oder so viele der
neun, die ihm von ihren erlebten Schicksalen erzählt haben, die absolut
rechtfertigen, dass eine stabile Basis zum jeweiligen Zeitpunkt absolut nicht
drin war. Oder Personen ohne Hände, keine Chance auf Toffifees.
Die andere
Stimme hat nichts mehr zu sagen.
© At the end of the day by 'Pajunen' |
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