Du
bist immer noch da, du mit deinen zwei Gesichtern. Du gehst mit der Zeit, aber
geht es um mich, bleibst du konservativ. Manchmal glaube ich, dass wir einfach
nicht den Mut haben, uns gehen zu lassen.
Als wir uns kennenlernten dauerte es nicht lange und ich verliebte mich Hals über
Kopf in dich. Wenn ich heute darüber nachdenke, ist es schon fast komisch.
Komisch auf jene Weise, die einem diesen traurigen Blick auf den Boden werfen lässt,
nicht lustig.
Heute bist du nicht mehr, was du damals warst. Du bist ungeduldig, kurzatmig
und anspruchslos geworden.
Was ist eigentlich passiert? Sind wir einfach älter und reifer geworden? Haben
wir uns auseinandergelebt? Bist du auf die falschen Menschen getroffen?
Vielleicht hast du ja auch einfach Angst bekommen, welche sich nur als Faulheit
tarnt.
Ich hätte dir die Dinge, die du jetzt nicht
einmal bereust, damals nicht zugetraut. Aber heute sagst du, dass das doch ganz normal sei.
„Erst treffen sich Blicke, dann Lippen, dann Genitalien, dann Fäuste, dann
Anwälte“, das gehöre eben einfach dazu, sagst du.
Wenn ich damals an dich dachte, dann sah ich Morgenstunden, in denen man sich mit
einem frechen Lächeln aus dem Bett schubst, Sonnenuntergänge an Stränden, auf
Dächern oder wo man sie sonst noch genießen kann und Nächte, in denen man sich
unter den Decken, aus denen man sich am nächsten Morgen wieder schubsen kann,
gegenseitig anschmiegt und wärmt.
Heute nennst du das naiv, so liefe das nun einmal nicht, so etwas sei für
Hollywood da, nicht für die Realität.
Früher hast du für mich getanzt, hast dich dabei mit einer solch katzenartigen Eleganz
und Anmut bewegt, dass ich kaum wagte zu atmen. Heute sehen wir uns nur noch
gelegentlich, werfen uns kurze melancholische Blicke zu und tun so, als hätten
wir gerade keine Zeit für Smalltalk.
Du bist mit anderen beschäftigt, für die du nur ein Wisch zur rechten
Displayseite bist.
Ich vermisse dich.
Dich, in deiner früheren Reinheit. Dich, aus meinen Träumen. Dich, unschuldig
wie du es einmal warst.
Und als ich dich sehe, wie du wieder auf der anderen Straßenseite meinen Blick
meidest, da renne ich dir entgegen und packe dich.
Aber du fällst hin.
Und wo du hinfällst, da bliebst du für mich schon immer liegen.
Und der Unterschied, ob dieser Sturz uns nun das Genick bricht oder nicht ist
so klein, wie er das A und O ist.
Eben ein Ade
oder eine Ode an dich.
Die Liebe.
© Artwork by 'davespertine' (http://davespertine.deviantart.com/)
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